Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen
Am Montag konnten wir in Niedersachsen in verschiedenen Publikationen lesen, dass die Dürresituation im Land sich „deutlich verbessert“ habe. Das hat das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig festgestellt und dazu seine Ergebnisse veröffentlicht. In manchen Regionen seien die Böden sogar „nasser als üblich“, so der Leiter des UFZ, Andreas Marx.
Das klingt erstmal natürlich positiv. Aber in der Meldung von Montag heißt es weiter. Ich zitiere den Hydrologen Fred Hattermann, vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Zitat Anfang: „Der diesjährige Regen habe das Niederschlagsdefizit, welches sich über die letzten Jahre angesammelt habe, nicht kompensiert‘. Und vor allem der Wald stehe weiterhin unter Dürrestress.“
Ende Mai bis ungefähr Mitte Juni sah es bei mir in der Wesermarsch wie auch anderswo nicht gut aus, was die Niederschlagsmenge anging. Es war zu trocken. Die frisch gelegten Saaten waren gerade mal angewachsen und der Regen ließ auf sich warten. Zum Glück hat sich das Blatt Ende Juni dann gewendet. Ich erinnere hier an den Dürresommer von 2018 und an seine Folgen.
Unsere Landwirtinnen und Landwirte arbeiten in und mit der Natur. Sie müssen zurechtkommen mit Hitze, Dürre und Starkregen, mit extremen Wetterereignissen – sorgen sie doch für Ertragseinbußen, mindern das Einkommen und sind eine Herausforderung für die Ernährungssicherheit.
Wir müssen unsere Landwirtschaft krisenfest aufstellen. Die weitgehend abgewendete Dürre ist aber nicht die einzige Konsequenz des Regens dieses Jahr. Die Erträge fallen in vielen Gebieten aufgrund des feuchten Sommers trotzdem geringer aus. Das hat die Landwirtschaftskammer in ihrer Erntebilanz von Anfang September festgestellt. Vor allem dem Getreide war der viele Regen nicht zuträglich.
Ich zitiere aus dem Erntebericht: „Mit jedem Regentag, an dem die Mähdrescher nicht fahren konnten, hat die Backqualität von Weizen und Roggen abgenommen – so verwandelte sich Brotgetreide vielerorts in Futtergetreide“, sagte Präsident Schwetje. Die Nässe begünstige außerdem Pilzbefall. Die Getreideernte 2023 wird nach Angaben des Landesamts für Statistik mit 5,2 Millionen Tonnen rund 10 Prozent geringer ausfallen als 2022.
Auch die Erträge für Raps und Kartoffeln haben unter der Feuchtigkeit gelitten. Krautfäule sowie Schädlings- und Pilzbefall haben den Pflanzen zu schaffen gemacht. Dringend muss weiter an Strategien für die Anpassung unserer Landwirtschaft an die sich verändernden Klimaverhältnisse gearbeitet werden.
Es geht dabei unter anderem um Anpassungen der Produktionssysteme, um die Art der Bodenbearbeitung und -behandlung, um die Bewässerung, die Wahl der Pflanzensorten sowie den Frostschutz. Es geht um den so wichtigen Humusaufbau zur Verbesserung unserer Böden, um mehr Risikostreuung, das Ausprobieren neuer Kulturen – mehr Vielfalt auf den Feldern und vielen weiteren Anpassungsprozessen.
Ein Beispiel: Gute Ergebnisse bei Sojabohnen. Soja kann hierzulande gut vermarktet werden, entweder als Lebensmittel oder als Futtersoja. So hat sich die Soja-Anbaufläche in Deutschland allein zwischen 2016 und 2022 von 15.800 auf 51.400 Hektar mehr als verdreifacht.
Eine gute und wertschöpfende Vermarktung, auch das ist wichtig für die Umstellungsbereitschaft.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
ich möchte darauf aufmerksam machen, dass der Klimawandel auch in der Tierhaltung Spuren hinterlässt. In heißen Sommern leiden die Tiere zunehmend unter Hitzestress. Da reden wir über Einbußen in der Milch-, Eier- und Fleischerzeugung.
Mit einem angepassten Herdenmanagement, der richtigen Stalltechnik und stallbaulichen Maßnahmen wird hier gegengesteuert.
Meine Wahrnehmung ist, dass sich Viele auf den Weg gemacht haben, mit vielversprechenden Projekten, einige davon habe ich mir bereits anschauen dürfen, mit Versuchen, mit tatkräftigem „Ärmel hochkrempeln“ und auch mit „Einfach Machen Versuchs-Aktionen“, mit ganz viel Mut und noch mehr Engagement, gemeinsam mit der Praxis, mit Politik, der Wissenschaft und der Agrarwirtschaft.
Mich begeistern der Wille, die Innovationsbereitschaft und die Diversität mit der sich die Branche den Herausforderungen stellt. Um es mit Gottfried Niebaum zu sagen: „Neue Herausforderungen erfordern neue Wege“. Die beschreiten wir im Schulterschluss mit der Branche und der Wissenschaft und vor allem mit den PraktikerInnen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!