Berufsstarterklassen gesichert

"Ich bin sehr froh, dass es gelungen ist, für die bestehenden Klassen mit vertiefter Berufsorientierung (VOB-Klassen) eine Lösung aufzuzeigen", zeigt sich Karin Logemann, Mitglied des Niedersächsischen Landtages erleichtert. In der Sitzung des Kultusausschusses vom 26. Februar im Niedersächsischen Landtag ging es unter anderem um diese Klassen. "Im November waren wir regionale Landtagsabgeordnete in Wiefelstdede eingeladen. Dort erläuterten uns Schulleitungen und kommunale Verwaltungen die Situation vor Ort.”, so Logemann weiter.

Jürgen Janssen, Schulleiter der Oberschule Rodenkirchen, begrüßt diese positive Entwicklung. „Das ist eine qualitative Verbesserung, die es uns ermöglicht, die VOB-Klassen weiterzuführen. Frau Logemann hat viel Arbeit investiert, damit das Modell der Klassen mit vertiefter Berufsorientierung weiter fortgeführt werden kann. Wir sind dem Ministerium und Frau Logemann dankbar für die jetzige Entscheidung.“

Zum Hintergrund: Die Oberschule Rodenkirchen (Landkreis Wesermarsch) die Oberschule Sande (Landkeis Friesland) sowie die Oberschule Wiefelstede und die Hauptschule Bad Zwischenahn (beide Ammerland) nahmen von 2006 bis 2010, mit weiteren 42 Schulen in Niedersachsen an einem Modellprojekt des Landes und der Bundesagentur für Arbeit teil. Ziel des Modells war es, abschlussgefährdete Schüler*innen zum Hauptschulabschluss zu bringen und ihnen eine Ausbildungsperspektive zu schaffen.

Drei Tage waren die Schüler*innen in der Schule und zwei Tage in einem Unternehmen. Das Modell lief 2010 aus und die damalige Landesregierung führte das erfolgreiche Modell nicht weiter. In Eigenverantwortlichkeit schafften es die oben erwähnten Schulen, die erforderlichen Lehrerstunden weiterhin zur Verfügung zu stellen. 2014 verabschiedete sich dann leider auch die Arbeitsagentur aus der Finanzierung der Sozialpädagog*innen als Berufsstartbegleiter.

“Von anfangs 42 Schulen, wollten besagte vier Schulen die vertiefte Berufsorientierung weiter anbieten. Die Erkenntnisse des Modellprojektes flossen parallel in gesetzliche und untergesetzliche Regelungen für die allgemeinbildenden Schulen ein. Daraus resultierte die Verstärkung der Praxiserfahrung”, erfuhr Karin Logemann aufgrund ihrer Anfrage an das Kultusministerium. Weiter heißt es: In den Grundsatzerlassen für die Hauptschule, die Realschüler und die Oberschule nehmen Maßnahmen, die Berufsorientierung bis hin zur Berufsbildung bieten, Raum ein. Eine individuelle Förder- und Berufswegeplanung aller Schülerinnen und Schüler wird durch ein Kompetenzfeststellungsverfahren unterstützt. “Da sind wir ein gutes Stück voran gekommen”, lautet die Einschätzung der SPD-Abgeordneten.

Weil das Modell mit hohen Erfolgszahlen aufwarten konnte, sprangen die Landkreise Wesermarsch, Ammerland und Friesland ein und übernahmen die finanziellen Leistungen für die Sozialpädagog*innen. Die Schulen dieser Landkreise setzen verstärkt auch auf den außerschulischen Praxisteil, den die VOB-Klassen bieten.

Mit der ansteigenden Beliebtheit der Schulform Oberschule ging das Auslaufen der Hauptschulklassen einher. „Das erschwert den Schulen die Klassenbildung und damit sind wir beim Kern des Problems. Mich hat das Konzept VOB vertiefte Berufsorientierung allerdings überzeugt”, erklärt die Bernerin. “So machte ich mich sofort nach dem Gespräch in Wiefelstede auf den Weg, um zu unterstützen. Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, die Niedersächsische Landesschulbehörde im Rahmen der Einstellungen zum 1. Februar diesen Jahres vom Ministerium aus zu bitten, die Fortführung der Klassen mit vertiefter Berufsorientierung (im Rahmen der Eigenverantwortung der Schulen) zu ermöglichen.”

“Wie mir bekannt ist, sind die Schulen mit vertiefter Berufsorientierung mit einer Unterrichtsversorgung von 102 % ausgestattet worden. Das ist für mich ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und versetzt die Schulen in die Lage flexibler planen zu können”, so Logemann. “Was die Situation aktuell, zum Beispiel an meinen Schulen im Landkeis Wesermarsch erschwert, ist, dass die zur Verfügung gestellten Stellen aufgrund von Bewerbermangel, nicht besetzt werden können. Ein Dilemma”, so die SPD-Politikerin.

“Für mich ist damit die Angelegenheit nicht erledigt. Ich mache mir Gedanken darüber, wie wir den Erhalt dieser Klassen an den bestehenden Standorten verstätigen, ja, das Angebot ausbauen könnten. Neben der Wichtigkeit des Erreichens eines Schulabschlusses und des Übergangs in eine Ausbildung beschäftigten wir uns auch mit den Fragen zur Schulverweigerung, der Inklusion und der Flüchtlingssituation”, erklärt die Abgeordnete abschließend zu den aktuellen Themen im Kultusausschuss.